Hallo Ihr Lieben,
da bin ich wieder!
Wie versprochen, möchte ich euch weiter mitnehmen auf meiner Reise mit dem Brustkrebs.
Mittlerweile habe ich meine 8. Chemotherapie hinter mich gebracht und es geht mir nach wie vor den Umständen entsprechend gut.
Gerne möchte ich in diesem Beitrag intensiver auf folgendes Thema eingehen:
- Chemotherapie – mein „neues Leben“
Die 4 weiteren angekündigten Themen „Was kann ich / man selbst Gutes für sich tun“, „Ernährung“, „Einstellung zum Leben mit dem Krebs“ und „Sorgen & Ängste“ behandele ich in den nächsten Teilen, da ich merke, dass es doch viel mit euch zu teilen gibt und ich jedes Kapitel nicht zu lang und unübersichtlich machen möchte.
Im Anschluss findet ihr auch noch 2 tolle Buchempfehlungen!
Chemotherapie – mein „neues“ Leben
Bevor die Therapie startet, ist man erst einmal gut beschäftigt mit unzähligen Untersuchungen und dem Setzen des Ports.
Die Untersuchungen dienen dazu, den ganzen Körper auf Krebs und / oder Metastasen zu checken. In der Regel bekommt man neben der Mammografie, die sich rein auf die Brust bezieht, folgende Untersuchungen:
- CT Abdomen & Thorax: Dazu trinkt man 2 Stunden vorab Kontrastmittel und danach wird der gesamte Körper per Computertomografie untersucht.
- Skelettszintigrafie: Hierzu bekommt man ein leicht radioaktives Mittel gespritzt. Nach gut 2 Stunden wird man ein Ganzkörperscan per Gammakamera gemacht.
- Herz-Ultraschall: Da die gesamte Therapie sehr belastend für das Herz ist, wird im Vorfeld ein Ultraschall des Herzens gemacht und geprüft, ob alles in Ordnung ist.
- Zahnarzt Besuch: Da die Chemotherapie u.a. das Immunsystem runterfährt und die Heilungsfähigkeit des Körpers herabsetzt, sollten vorher die Zähne auf Entzündungen überprüft werden.
Nachdem man neben einem kompletten Blutbild alle oben genannten Untersuchungen durchgeführt hat, kommt in der Regel die Vorbesprechung zur Porteinlage und die Port-OP ambulant unter Vollnarkose. Ich habe gehört, dass die Port-OP wohl auch mit örtlicher Betäubung durchgeführt wird. Kenne dazu jedoch keine weiteren Details.
Der Port ist ca. 2 EURO Stück groß und wird unters Schlüsselbein gesetzt. Er dient dazu, die Chemotherapie und andere Medikamente während der Therapiezeit in den Körper zu transportieren, ohne die Venen zu belasten, wie es früher der Fall war. Es gibt Patienten, die sich gegen den Port entscheiden oder die Chemotherapie in Tablettenform bevorzugen und dann keinen Port brauchen.
Ich habe mich mittlerweile mit meinem Port angefreundet und empfinde ihn als sehr gute, schmerzfreie Unterstützung während der Therapie.
Bitte beachtet, ich bin keine Medizinerin und beschreibe hier die Untersuchungen mit meinen Worten bzw. wie ich das Ganze empfinde / erlebe.
Chemotherapie
Aufklärungsgespräch
Als ich alle Untersuchungen und die Port-OP gut überstanden hatte, ging es bereits los mit der Chemotherapie. Anfangs hatte ich Angst, weil ich nicht wirklich wusste, was mich erwartet und wie ich die Chemotherapie vertragen würde.
Selbstverständlich hat mich mein behandelnder Onkologe sehr gut aufgeklärt und ich wusste, was theoretisch passieren kann. Gut fand ich, dass er von Kopf bis Fuß alles mit mir durchgegangen ist. Soweit ich mich noch erinnern kann, schreibe ich es hier für euch auf:
- Kopf: Hierzu gibt es viel zu sagen und ich versuche es kurz zu machen.
- Haare: In der Regel fallen alle Haare nach gewisser Zeit aus – die Kopfhaare meist nach 2-4 Wochen, Wimpern und Augenbrauen nach längerer Zeit (individuell – muss nicht unbedingt sein)
- Schleimhäute: Trocknen aus. Häufig bedeutet dies eine trockene Nase / Nasenbluten, trockenen Mund, trockene Augen, trockene Haut
- Gesichtshaut: Trocken, neigt zu Rötungen
- Geschmacksempfinden: Verändert sich häufig. Man schmeckt manches fad, extrem süß oder einfach verändert.
- Gehirn: Ich nenne es „Matschbirne“. Häufig treten Konzentrations- und Denkschwierigkeiten auf.
- Haut: Die Haut ist insgesamt viel trockener / Zellerneuerung gehemmt bzw. verlangsamt. Extreme Vorsicht bei Verletzungen geboten! Aus einem kleinen Schnitt kann eine große Wunde entstehen.
- Blutgerinnung / Heilung: Verlangsamt
- Magen / Verdauung: Häufig kommt es zu Durchfall / Verstopfung / Übelkeit – glücklicherweise weniger / kein Erbrechen. Eher äußert sich flaues Gefühl oder Appetitlosigkeit.
- Scheide: Trockenheit und die Menopause kann einsetzen
- Hände: Es kann zu Polyneuropathie kommen, d.h. Nervenschädigung, die man meist in den Fingern spürt
- Muskeln: Viele Patienten leiden unter Muskelschwund
- Gewicht: Durch Appetitlosigkeit, Übelkeit, Kreislaufbeschwerden essen Chemopatienten oft schlechter und verlieren dadurch Gewicht
- Füße: Auch die Füße trocknen in der Regel aus und auch hier kann sich eine Polyneuropathie sprich Nervenschädigung entwickeln.
- Nägel an Händen und Füßen: Können sich verfärben, schlimmstenfalls ausfallen.
Start der Therapie – Paclitaxel, Carboplatin und alle 3 Wochen Immuntherapie
Am ersten Tag der Chemotherapie war ich extrem aufgeregt. Vorher bekam ich noch Blut abgenommen. Die Blutabnahme erfolgt normalerweise immer einen Tag vor der Chemotherapie, da die Blutwerte einigermaßen im Normbereich sein müssen, um sicherzugehen, dass dem Körper die Therapie zugemutet werden kann.
Der Port wurde angestochen und los ging’s erstmal entspannt mit Kochsalzlösung…lecker. Als Nächstes bekam ich etwas gegen Allergien. Offensichtlich lösen die Infusionen häufiger Allergien aus, sodass man dies entsprechend verbeugt. Zwischendurch ein bisschen Glukose zur Aufmunterung…haha.
Dann kam die erste Feuerprobe und ich bekam meine ersten Antikörper, also die Immuntherapie. Angeblich sehr wirksame Therapie, aber auch extrem gefährlich und kann im schlimmsten Fall tödlich enden. Glücklicherweise habe ich es bis heute gut überlebt.
Nachdem ganzen Cocktail davor kam dann das Paclitaxel und als Letztes das Carboplatin…puuuhhh. Nach der ganzen stundenlangen Flut von, ich nenne es mittlerweile „Zaubertrank“, noch etwas Glukose und Kochsalzlösung zum Finale.
Was soll ich sagen, nach gut 7-8 Stunden Klinik und Chemotherapie bin ich immer völlig fix und foxi.
Dazu kommen die Gespräche mit den Mitleidensgenossen – meist sind es Frauen, die auch an Brustkrebs erkrankt sind, manchmal auch andere Krebsarten. Man tauscht sich in der langen Zeit natürlich aus und hört sinnvolles, hilfreiches, tröstendes, nervendes und trauriges…es ist wirklich alles dabei.
WICHTIGER TIPP❢ Kühlung gegen Neuropathie. Es hat sich glücklicherweise schon gut rumgesprochen, dass es sinnvoll ist die Hände und Füße während der Pacli/Carbo-Therapie zu kühlen. Dafür gibt es extra Kühlschuhe und Handschuhe von verschiedenen Herstellern. Soll angeblich gut helfen. Bisher kühle ich jedes Mal, wenn die Zytostatika (Pacli/Carbo) in mich reinlaufen und empfinde bisher keine Nervenschädigungen in Händen und Füßen.
Chemotherapie – Die Tage danach
Mittlerweile bekomme ich bereits seit gut 2 Monaten o.g. Therapie.
Insgesamt geht es mir den Tag danach meist ganz gut, dann 2 Tage eher nicht so fit und danach geht’s wieder bergauf. Was heißt das konkret?
Dienstags bekomme ich immer oben genannte Chemo bzw. im 3 Wochen-Rhythmus die Immuntherapie / Antikörper dazu. Der Tag ist natürlich gelaufen und ich möchte mich danach meist nur noch ausruhen.
Mittwochs geht es mir in der Regel ganz gut und ich kann sogar kleinere Erledigungen machen und meine Hausarbeit erledigen.
Donnerstag und Freitag schlägt die Chemotherapie zu in der Form, dass ich häufiger mit Kreislaufproblemen, Schwindel und Appetitlosigkeit beschäftigt bin. Was dazu führt, dass ich größtenteils antriebslos, durch den Wind und eher müde bin (nicht extrem müde, einfach langsamer).
Samstag, Sonntag und Montag sind überwiegend meine besten Tage. Da kann ich in der Regel gut meine Einkäufe / Erledigungen machen und auch sicher Auto fahren. Ich fahre aktuell keine großen Strecken mit dem Auto aus Sicherheitsgründen.
In die Klinik werde ich immer mit einem Taxi hin und zurück gefahren.
Chemotherapie – Mein „neues“ Leben
Mein Leben hat sich seit der Diagnose und dem Start der Chemotherapie / Immuntherapie komplett verändert.
Ihr kennt meinen Blog und wisst, dass ich mein Leben vorher liebte. Ich war aktive, erfolgreiche Key Account Managerin. Immer unterwegs auf Reisen – national und international. Selbst in meiner privaten Zeit war ich permanent auf Reisen – Urlaub, Wellness, Freunde besuchen, Events u.v.m. Wie ihr wisst, liebe ich alles was schön ist: schöne Orte, interessante Menschen, angeregte Gespräche, tolle Impressionen, Mode, feines Essen, guten Wein, Sonnenschein, Spaß & Spiel.
All das ist aktuell weitestgehend tabu! Das ist wirklich sehr einschneidend und an manchen Tagen wirklich schmerzhaft.
Da die Chemotherapie sehr anstrengend für den Körper & Geist (Matschbirne) ist und das Immunsystem stark geschwächt, kann ich das Meiste von oben genanntem im Moment nicht machen.
Ich sollte mich auf keinen Fall mit Erregern infizieren und nicht verletzen. Das heißt konkret bestmöglich größere Menschenansammlungen und geschlossene Lokalitäten meiden.
Zudem kommt, dass ich durch meine Kreislaufprobleme und den Schwindel häufiger einfach „out of order“ bin. Das bedeutet, ich kann immer nur nach meiner aktuellen Form agieren. Ich gebe euch ein Beispiel. Kürzlich war ich mit meiner Mutter Nachmittags ein bisschen bummeln im Mainz-Taunus-Zentrum. Ich holte meine Mutter in Frankfurt ab und fuhr mit ihr ca. 20 Min. ins nahegelegene Einkaufszentrum. Wir hatten keine großen Pläne außer Blumen kaufen, zu Thomas Sabo Silberschmuck reinigen und zum Breuninger bisschen Frühlingslooks gucken.
Ich musste mich in jedem Laden hinsetzen bzw. zwischendurch 2 x auf nahegelegene Bänke, um was zu trinken. Wir waren insgesamt ca. 3 Stunden Vorort. In dieser Zeit habe ich mich gefühlt 100 Mal hingesetzt (es war 8 Mal) und 1 Liter getrunken. Zu Hause angekommen bestellten wir Pizza und Pasta zum Abendessen vom Lieblingsitaliener. Ich hatte Tagliatelle mit Lachs, die mir gar nicht gut bekamen. Es folgten unglaubliche Magenkrämpfe. Damit fuhr ich dann ca. 30 Minuten zu mir nach Hause und war fix und fertig von ein bisschen bummeln, entspannt Abendessen mit meinen Eltern und bisschen Autofahren. Was dazu führt, dass ich solche Aktionen ausgiebig plane und extrem abhängig von meiner Tagesform mache.
Restaurants / Bistros / Cafés besuche ich äußerst selten und nur wenn ich das Gefühl habe, es ist „leer“. Ehrlich gesagt freue ich mich sehr, wenn die Freiluftsaison beginnt und wir endlich wieder entspannt draußen sitzen können.
Chemotherapie – Haar- und Körperpflege
Zu alledem kommt die Haar- und Körperpflege. Ich habe aktuell ca. 8 mm Haare auf dem Kopf und davon auch nicht mehr sehr viele im Vergleich zu vorher. Alle, die mich persönlich kennen wissen, dass ich tolles und sehr dickes, gesundes Haar normalerweise habe.
Relativ schnell entschied ich mich für eine Echthaarperücke, die ich auch gerne und regelmäßig trage (siehe Foto).
Echthaar Perücken sind sehr flexibel und können im Grunde wie echtes Haar gepflegt und getragen werden – Frisuren, Kopfbedeckung, beim Sport, beim Schwimmen (die beiden Letzteren mit Vorsicht zu genießen). Am besten lasst ihr euch in einem spezialisierten Zweithaarstudio oder bei einem spezialisierten Friseur beraten. Es gibt auch tolle Kunsthaarperücken. Das Ganze ist eine Frage des Geschmacks und Geldes. Die gesetzlichen Krankenkassen beteiligen sich in der Regel an der Perücke. Genaueres erfahrt ihr direkt bei eurer Krankenkasse oder dem jeweiligen Studio / Spezialisten.
Meine Perücke hat mit Zubehör / Pflege rund 1.700,- EUR gekostet. Ca. 420 EUR wurden von der Krankenkasse übernommen.
Zudem trage ich gerne Mützen aus Wolle, Baumwolle und Caps, mit und ohne Perücke. Es gibt sehr schöne, geschmackvolle Kopfbedeckungen – Mützen, Caps, Turbane, Tücher etc. – für Chemo-Patienten von House of Christine (man muss nicht unbedingt Chemo-Patient sein, da ich schon öfter auf meine hübschen Mützen angesprochen wurde, ohne dass jemand von meiner Erkrankung wusste). Selbstverständlich gibt es viele Möglichkeiten und auch hier ist es wieder eine Frage des Anspruchs, Empfindens, Geschmacks und Geldbeutels.
Ich habe mittlerweile eine größere Auswahl an Farben und Formen und fühle mich bisher sehr gut damit.
Wimpern und Augenbrauen sind bei mir aktuell noch weitestgehend vorhanden. Wie gesagt, ich hatte letzte Woche die 8. Chemo. Jetzt folgen noch 4 Pacli & Carbo und danach noch 4 EC im Zwei-Wochen-Rhytmus, die laut Aussagen meiner Mitkämpferinnen ziemlich anstrengend sein sollen.
Die Körperpflege besteht neben dem klassisch täglichen Duschen, aus 3-4 Mal am Tag Zähneputzen, um den Mundraum sauber zu halten und Entzündungen vorzubeugen. Dazu trinke ich regelmäßig warmes Ingwerwasser mit Zitrone und Honig. Zusätzlich mache ich regelmäßig Öl ziehen mit Kokosöl, um die Gifte zu entfernen und die Mundschleimhäute zu schützen. Helfen soll auch Aloe Vera Drunk.
Die Nasenschleimhäute befeuchte ich regelmäßig mit Meersalz-Nasenspülung. Taschentücher brauche ich relativ viele.
Die Gesichtshaut pflege ich mit sehr hochwertigen Pflegeprodukten von Dr. Barbara Sturm und MBR. Hierzu habe ich mich bei der Parfümerie meines Vertrauens SCHUBACK beraten lassen. Ich nehme das Hyaluronic Serum und die Face Cream Rich von Dr. Barbara Sturm und die Cytoline Eyecare von MBR. Alles hervorragende Produkte die antiallergisch, sehr pflegend und feuchtigkeitsspendend sind.
Zur Körperpflege nutze ich verschiedene Produkte von Clarins, Sebamed und Gehwohl.
Wichtig ist es, den ganzen Körper – besonders auch die Hände und Füße viel und mit sehr pflegenden Produkten zu reinigen und einzucremen.
Langsam komme ich zum Ende meines Beitrags und hoffe, meine Tipps interessieren euch und sind vor allem hilfreich, für alle die gerade die Diagnose bekommen haben oder Tipps für die bevorstehende / aktuelle Therapie brauchen.
Gerne schreibe ich in den nächsten Teilen zu folgenden Themen:
- Was kann ich / man selbst Gutes für sich tun?
- Ernährung – Power Foods
- Einstellung zum Leben mit dem Krebs
- Sorgen & Ängste.
Ich freue mich, wenn ich euch mit meinem Beitrag helfen und unterstützen kann das Leben mit dem Brustkrebs verständlicher und erträglicher zu machen.
Folgende Bücher möchte ich euch als interessante Lektüre empfehlen:
- KREBS WACHSTUM AUF ABWEGEN von Rüdiger Dahlke
- Brustkrebs – Alles, was jetzt wichtig ist von Prof. Dr. Med Nadia Harbeck und Ludger Wahlers.
Bitte beachtet, dass der Verlauf und die Nebenwirkungen individuell sind und bei jedem Menschen unterschiedlich!
Herzlichst
Eure Petra
Lest auch meinen ersten Beitrag unter ABOUT ME https://www.schoengeistiges.com/brustkrebs-und-jetzt-teil-1/